NewCulture und die Wiener Kunstszene: Die Melange macht's aus
Gegenwärtig stellt man sich erneut die Frage, wie eine österreichische Leitkultur aussieht. Was ist genau österreichisch und was ist österreichische Kultur? Die Frage bringt viele Steine ins Rollen. Gibt es etwas klassisch „Österreichisches“? Existiert eine Kultur in Österreich ohne Einflüsse in einem Land, das schon in seiner Vergangenheit als Vielvölkerstaat bekannt war?
Denkt man an die Superstars der Wiener Kunstszene aus der Vergangenheit, fallen einem riesige Namen wie Gustav Klimt, Friedrich Hundertwasser, Egon Schiele und Oskar Kokoschka ein. Dabei haben sie nicht nur ihre internationale Berühmtheit als Vertreter der Wiener Moderne gemein: Alle ihre Familien verbindet eine Migrationsgeschichte aus dem heutigen Tschechien. Was ist österreichischer als eine gute „Melange“?
NewCulture hat es sich als Verein zum Ziel gemacht, die heutige Wiener Kunstszene aufzufangen und mit ihren Projekten einen Einblick zu geben, welchen bunten Mix an jungen Talenten Wien zu bieten hat. Diese Mischung an Artists gibt eine Bandbreite an Kunstrichtungen, Geschlechteridentitäten und Migrationsbiografien wieder. Eine Wiener Melange, wie sie im Buche steht.
Bei ihrem „Voices & Visions LIVE“ Projekt am 19. April 2024 bringt der Großteil der mitwirkenden Kunstschaffenden eine Migrationsbiografie mit sich. Die unterschiedlichsten Künste, die von diversen Eindrücken beeinflusst werden, werden dann auch bei diesem Projekt zelebriert und repräsentiert.
Der Einfluss von Migrationsbiografie auf die individuelle Kunst kann dabei sehr konkret und offensichtlich sein oder auch unbewusst. Unterschiedliche Kulturen und nationale Landschaften bringen unterschiedliche künstlerische und kulturelle Eindrücke mit sich. Wien und Österreich können dabei von immigrierten Kunstschaffenden mit neuen Augen gesehen und in ihrer Kunst verarbeitet werden.
Exemplarisch lassen sich diese Einflüsse etwa bei den Bildern von Wien von Mande erkennen. Ahmed Mande, ein teilnehmender Maler bei dem Projekt, der in Uganda geboren und aufgewachsen ist, aber bereits seit 2020 in Wien lebt, hat als wiederkehrende Motive in seinen Gemälden städtische Landschaften und die Tierwelt. In seinen Bildern wie „New Generation“ bringt er Eindrücke Wiens auf die Leinwand, die unverkennbar Wien darstellen. Im New Culture Podcast erzählt er aber auch, wie er, geprägt von den Eindrücken des Zusammenlebens von Gorillas in bestimmten ugandischen Wäldern, Gorillas nutzt, um in ihnen die Gesichtsausdrücke und Blicke der Menschen zu reflektieren, die er tagtäglich sieht.
Der Kuseng, ein Comedian und Rapper, der in Alexandra Stanićs Podcast „alles stabil“ kommentiert, er käme wie jede/r zweite Wiener*in aus Oberösterreich und türkische sowie persische Wurzeln hat, ist ebenfalls ein Beispiel. In seinen Stand Up Sets kommentiert er pointiert die österreichische Kultur und Politik aus einer migrantischen und queeren Perspektive.
Mande und Der Kuseng sind nur zwei der Artists, die im „Voices & Visions LIVE“ Projekt vom 19. April 2024 auftreten werden, um ihre Kunst zu präsentieren. Genaueres zu den Hintergründen der Kunstschaffenden, ihren Einflüssen und Erfahrungen in der Wiener Kunstszene könnt ihr im New Culture Podcast sowie in der nächsten Buntes AT-Ausgabe erfahren. Bei beiden wird ein Spotlight auf die individuellen Talente und ihre Kunst gelegt, um ihre persönlichen Geschichten zu erzählen und ihre Kunst genauer vorzustellen.
Text: Sarah Nadj